Kurznachrichten: Zeichen, Zeiten, Tage und Wunder

Schlussmachen, leicht gemacht

Er kommt und du gibst ihm einen Zettel und sagst, dass er den mal vorlesen soll. Es steht drauf: »Ich weiß, dass du heute mit mir Schluss machen willst, und das ist okay. Ich nehme jetzt einfach meine CD und gehe. Ich wünsche dir einen schönen Tag. Tschüss.«

Dann schiebst du ihn aus der Wohnung und zündest dir ne Zigarette an. (Kirsten Fuchs)

Von Wirtschaft verstehen wir halt nix

(Jürgen Witte) Überall droht die fette Krise und die Deutschen stürmen die Läden, als wäre sie nun komplett bekloppt. Als ob es ab morgen nix mehr zu kaufen gäbe! Und keiner, der ihnen mal sagt, dass eben erst dann richtig Krise ist, wenn sie kein Geld mehr in den Taschen haben. Wenn es noch immer massenhaft Krempel zu konsumieren gibt, aber quasi keiner mehr für das Zeug bezahlen kann.

Berufsperspektive

Ex-Bahnchef Hartmut Mehdorn lehnt eine Abfindung ab und pocht auf Erfüllung seines bis Mai 2011 laufenden Vertrages. Wo er Recht hat, hat er Recht. Für die fünf Millionen soll er gefälligst auch weiterarbeiten, allerdings in einem anderen Tätigkeitsfeld. Wie wär’s mit der Abteilung Kundenkommunikation? Man könnte ihm an wichtigen Bahnhöfen der Republik einen kleinen Schalter einrichten, wo er dann regelmäßig sitzt und sich die Sorgen, Nöte und Probleme der Bahnkunden anhört. Montags in Berlin, dienstags in Hamburg, mittwochs in Köln, donnerstags in Frankfurt am Main und freitags in München. Samstags könnte er eine telefonische Sprechstunde anbieten. Das Ganze wird Mehdorn’s Consultation Desk getauft, ergänzt durch den Hinweis: Man spricht deutsch. (Thilo Bock)

Andersbegabt

(Andreas Scheffler) Seit einer halben Stunde sitze ich auf einem Barhocker am Stehtisch unserer Stammkneipe bei einem Bier, da kommt endlich Walter und erlöst mich von meiner Langeweile. Er hat Robbie mitgebracht, den 16-jährigen Sohn seiner Freundin, der am Down Syndrom leidet. Ob er tatsächlich daran leidet, kann der Laie nicht beurteilen, aber die Ansicht gewinnen, er würde es leidenschaftlich ausleben. Zur Begrüßung fegt Robbie den Aschenbecher vom Tisch und boxt mir in die Seite. Warum im Fernsehen nicht nur Seehunde, sondern auch Kinder mit Down Syndrom immer den Namen Robbie haben, ist dem Laien übrigens ebenfalls ein Rätsel.

Ein Mann, eine Frau und zwei Ärzte

Kommt ein Mann zum Arzt, sagt: »Wissen Sie, ich hasse Witze!«

Kommt ein Arzt zum Mann, sagt: »Ich weiß überhaupt nicht, was ich von Ihnen will. Sind Sie Klempner?«, sagt der Mann: »Ja!«

Kommt ein Arzt zum Klempner, sagt: »Geht’s Ihnen gut?« Sagt der Klempner: »Und, ist Ihr Klo verstopft?« Beide bejaen.

Kommt ein Frauenarzt zur Frau, sagt: »Och nö, nich schon wieder, ich hab doch Feierabend.«

Kommt ein Arzt zum Arzt, fragt: »Wie geht’s?« Sagt der andere: »Sag du mir das!« Sagt der andere: »Weiß ich nicht, ich bin Frauenarzt.« Sagt der andere: »Dann sag mir, wie’s meiner Frau geht.« Sagt der andere: »Frag sie doch!« Sagt der andere: »Sie redet nicht mit mir!« Sagt der andere: »Dann scheint es ihr doch gut zu gehen.« Sagt der andere: »Und? Ist dein Klo verstopft?«

Kommt ein Klempner abends zu seiner Frau, sagt: »Ich war heut beim Arzt, dann war ein Arzt bei mir.« Sagt die Frau: »Bei mir genau dasselbe!« (Kirsten Fuchs)

Sauberkeit

(Andreas Scheffler) Immer wieder diese Blicke auf der Kneipentoilette, wenn ich mir nach dem Pinkeln nicht die Hände wasche. Warum sollte ich? Ich habe schließlich nichts Schmutziges angefasst.

Automatisches Sprechen

»Eigentlich sollten diese Globetrotterläden Wolfgang Borchert zu ihrem Schutzheiligen erwählen.«

»Wieso?«

»Na wegen ›Outdoor‹, wegen Draußen vor der Tür.«

»Viel zu weit hergeholt, wenn ich so schwiemlige Werbevokabeln wie ›Outdoor‹ übersetzen müsste, dann käme da bei mir nur der blöde Kalauer Vor-der-Tür raus.«

»Es gibt halt Witze, die sind so nahe liegend, dass sie einfach nicht funktionieren.«

»Sag mal einer Frau, dass du ihr gerne naheliegend sein möchtest.«

»Die einen kapieren es gar nicht und die anderen, die finden es nicht wirklich lustig.«

»Das mit der Tür ins Haus fallen will halt auch gelernt sein.«

»Das ist jetzt aber schon wieder ›Indoor‹, oder?«

»Gewissermaßen schon ›Cocooning‹.« usw. (jw)

Ende einer Traumdeutung

In Oberbayern gewesen. Abends bei ein paar Hellen zusammengehockt. Dann geschlafen. Wild geträumt. Habe den Traum nicht verstanden. Sprachen alle bayrisch. I aba ned. (Volker Surmann)

Bei Mineralwasser kann man nicht miteinander reden

(Andreas Scheffler) Wenn ich heute Wiederholungen des Internationalen Frühschoppens, von 3 nach 9 oder der NDR Talkshow aus den 70er- und 80er-Jahren sehe, dann freue ich mich. Da qualmt es, da wird Wein und Bier gesoffen und in dieser gelösten Stimmung schwadroniert bis zur philosophischen Offenbarung oder bis zum Eklat. Da lässt Klaus Maria Brandauer das Arschloch raushängen, es zieht eine feministische Autorin ihren Schlüpfer aus und wirft ihn in die Runde und Herbert Wehner sagt zu Franz Josef Strauß »Sie armes Opfer«. Heute wird im Fernsehen fast nur noch Mineralwasser getrunken. Und es kommt nichts mehr dabei heraus, außer dass jemand sein neuestes Buch aus der Tasche zieht und gespielt bescheiden in die Kamera hält, während Barbara Schöneberger mit ihren auf irritiertes Erstaunen geschminkten Augen in die Kamera lacht.

Jung, belastbar und stressresistent

(Jürgen Witte) Meine spanische Kastanie hat all diese Eigenschaften, die mir selber so abgehen im Leben. Monatelang krepelte das Pflänzchen bei ordentlicher Pflege mehr schlecht als recht vor sich hin. Dann fing ich an, sie fast vertrocknen zu lassen, bevor ich sie endlich wieder gegossen habe. Bei jeder Wasserzufuhr belohnt sie mich nun mit einem kräftigen neuen Trieb. Manche Lebenwesen muss man nur ordentlich quälen, um das Optimale aus ihnen rauszupressen. Trotzdem finde ich, so gemein wie mit dem Grünzeug, so sollte man mit Menschen echt nicht umgehen.

Arsch auswischen

Es gibt Toilettenpapier, da steht auf jedem Blatt: Rossmann. Warum gibt es so was eigentlich nicht von anderen Unternehmen wie der Deutschen Bank? (Thilo Bock)

Polen

Ich war mit Antje in Polen. Wir haben viele Fotos gemacht. Zwischendurch haben wir die Fotos schon mal in einem Express-Laden entwickeln lassen. Wir haben gedacht, das wäre billig in Polen, war es aber gar nicht. Als wir die Fotos abholten, waren die Farben auf den Fotos alle zu farbig, knackebunt, wie ein Comic. Irgendwas ist beim Entwickeln schief gelaufen. »Scheiß Entwicklungsland!« sagte Antje. (Kirsten Fuchs)

In Würde altern?

(Jürgen Witte) So wie die Elterngeneration ehedem kopfschüttelnd und naserümpfend ob der plötzlich langhaarigen Jugend reagiert hat, so erwachsen in mir nun manchmal ganz ähnliche Gefühle angesichts der halbwüchsigen, proper gekleideten Schülerschaft, wenn diese Jungmänner und Fräuleins morgens im Bus mit ihren stattgehabten Alkohlexzessen vom letzten Wochenende prunken: Videoabend bei Alex, vier Flaschen Wodka. »Ja, die Jenny haben sie dann halt mitgenommen, Magen auspumpen.«

Ich erinnere mich, dass wir damals keinesfalls dumpf saufend vor einem Fernseher enden wollten. Exakt da, so scheint es, fangen die heute an.

Frau mit Brille

Seit ich ne Brille habe, denken auf einmal einige Menschen, dass ich ne richtig schöne Frau wäre, wenn ich die Brille nicht hätte. Als ich die Brille noch nicht hatte, waren sich viele Menschen sicher, ich wäre noch hässlicher, wenn ich noch dazu ne Brille hätte. (Kirsten Fuchs)

Traumdeutung

(Andreas Scheffler) Immer wieder habe ich den gleichen Alptraum: Ich erhebe mich von der Toilette, ziehe meine Hose hoch, dabei rutscht mein Portemonnaie aus der Gesäßtasche und plumpst ins Klo. Was soll das bedeuten? – Geld ist Kacke? Oder, dass ich mein Geld die Toilette runterspüle, also verschwende? Oder, die Situation einmal weitergedacht, dass die Art, meinen Lebensunterhalt zu verdienen, ein Griff ins Klo ist?

Nachhilfe

Man sollte der Frau drei Plätze vor mir im ICE mal den Unterschied zwischen Hinweisschild und Gebotsschild erklären. Dass man in diesem Wagen mit dem Handy telefonieren kann, bedeutet nicht, dass man es fortwährend tun muss. Außerdem sollte man ihr beibringen, dass ein Taschentelefon auf digitaler Schallübertragung basiert, es heißt ja nicht umsonst Mobilfunkgerät; sie braucht also nicht selbst hinüberzurufen. (Volker Surmann)

Gut und Günstig?

(Jürgen Witte) Stehe verzweifelt vor dem Getränkeregal. Das letzte hier noch in echten Glasflaschen erhältliche Mineralwasser ist schon wieder nicht da. Frage einen Mitarbeiter, der eben mit einer Palette frischer Getränkekästen ankommt, ob es die Sorte jetzt auch nicht mehr gäbe.

»Tut mir leid, das weiß ich nicht. Ich bin nicht von hier.« Er dreht sich ab und wendet sich den gestapelten Kästen zu. Hinten auf seinem schwarzen Poloshirt prangt breit und fett der Name der Ladenkette: »EDEKA«. Dass ausgerechnet die Fremdfirmensklaven hier im Laden alle diese Werbe-Hemdchen anhaben müssen. Das trägt wohl zur positiven corporate identity bei.

Kurz vor der Trennung

Sie fragt: »Was machst du denn heute abend?«

Er sagt: »Du darfst dir was wünschen!«

Sie sagt: »Geh doch bitte mit Ute ins Kino!« (Kirsten Fuchs)