Kvara Bistroj: Der Ausländer

Heute: Der Mikronesier

Wofür außer den Korallenriffen niemand kann, das ist die schlimme Zersiedelung des Landes. Jeden Sonntag schwingt der Mikronesier sich in seinen Einbaum, paddelt nach Weno oder in die Hauptstadt Palikir, besucht die Messe und betet zum lieben Gott, dass der ihn nicht wieder mit einer bösen Naturkatastrophe beutelt. Wie er am Abend zurück auf seine Heimatinsel kommt, liegt oft im Dunkeln.

Der Mikronesier ist der typische Hartz-IV-Empfänger der Weltgeschichte. Seinen derzeitigen Regelsatz bezieht er aus Washington. Viele Machtstrategen wollten diesen Haufen Südsee-Inseln schon haben. Wilhelm II kam es besonders auf die dort scheinende Sonne an. Aber auch geeignet für geheime Stützpunkte. Kaum eine der mehr als 500 Inseln ist im Diercke-Schulatlas auffindbar. Peinlich, wenn dann doch mal wieder was rauskommt, es gilt der Mikronesier gemeinhin als die Plaudertasche des Pazifiks.

Da Mikronesien vom technischen Fortschritt abgekoppelt wurde, ist eine weitere Miniaturisierung Mikronesiens zu Nanonesien nicht zu erwarten. So ein Mikronesier macht lieber Manjok, Kartoffeln, Kopra, Fisch und Schnitzwerk. Brotlose Künste, allesamt, so brotlos, dass er seit seiner Entdeckung ständiger Hilfe zum Lebensunterhalt bedarf. Das nagt am Mikronesier, deshalb muss er viel essen. Drei Viertel der Einwohner sind heute so arm wie übergewichtig. (Vgl. dazu: Thilo Sarrazin, Zur ausreichenden Ernährung der Unterklasse, Berlin 2008)

Ja, ja, so ist er, der Mikronesier

Beim nächsten Mal: Der aus Dubai