Ulrich Dittmar: Walle von Malle

Walle befand sich im Polizeipräsidium und, wie sie wusste, auf der falschen Seite des Schreibtisches, obwohl das richtig war, nämlich auf der des Beschuldigten. Dieses geschah, sie gab es zu, zu Recht. Sie saß nicht etwa zwischen den Stühlen, sondern verteilte ihre Masse auf beide vorhandenen Sitzflächen, was dennoch wirkte, als säße sie nur auf der vorderen Kante eines Paares zierlicher Hocker. Ihr gegenüber hing genervt Commissario Caixa auf seinem Drehstuhl und hampelte ziellos herum, drehte sich mal ein Stück nach links, mal ein Stück nach rechts.

Walles Tränen liefen ihr die Wangen hinunter und sie waren keine Tränen der Trauer, keine Tränen der Angst. Sie entsprangen der Wut. Paolo, der bekannte Bildhauer von Alcudia hatte eine Skulptur geschaffen, aus Stein geschlagen. Er behauptete, es handle sich um ein Walross – sei eine Hommage an die Natur – an das Leben – den Tourismus – im Bezug zum Meer zu verstehen. Doch Walle hatte sich sofort wieder erkannt, nicht nur im Gesicht, auch im ganzen Großen und Breiten. Dafür hatte sie Paolo geschlagen, und zwar tot. Das mochte Unrecht sein, gestand sie sich ein, das aber zu Recht.