Theo Fuchs: Schwerkraftreform beschlossen

Eigener Bericht

Mit Beginn des kommenden Monats soll die öffentliche Schwerkraftversorgung zwischen Mitternacht und sechs Uhr früh aus Kostengründen weiter eingeschränkt werden. Menschen, die im betreffenden Zeitraum im öffentlichen Raum unterwegs sind, müssen auf eigene Kosten die lokale Gravitation aufrecht halten. Im privaten Bereich bleiben die Haus-und Grundstücksbesitzer wie bisher dazu verpflichtet, für eine lückenlose Bereitstellung von Schwere zu sorgen. Der Deutsche Versicherungsverband wies darauf hin, dass die Haftungsfragen weiterhin zu beachten sind. Ein typischer Schadensfall läge vor, wenn ein Einbrecher deswegen, weil ein Hausherr seiner Schwerkraftpflicht nicht nachkäme, beim Einbruch an die Kellerdecke klatschte und sich dabei verletzte.

Die Auswirkungen der neuesten Sparmaßnahme auf die nachtaktive Tierwelt sind noch nicht vollständig geklärt. Kritiker erinnern an die Känguruhkatastrophe vor fünf Jahren, als die australische Regierung während der Weihnachtsfeiertage die Schwerkraft für den ganzen Kontinent auf ein Zehntel des Normalwerts herunterfuhr. Zwar wurde bei dieser Aktion das Staatsdefizit um fast 40 Prozent entlastet. Unvorgesehenerweise jedoch verloren während jener vier Tage schätzungsweise zehn Millionen Känguruhs die Haftung an den Heimatboden und wurden beim Sprung ins Weltall katapultiert. Die Bilder der Känguruhkadaver, die zerschmettert in Kuhfängern hingen, welche nachträglich von Astronauten an Nachrichtensatelliten montiert worden waren, sorgten damals für einen weltweiten Aufschrei.

Die Bundesregierung erhofft sich jedoch von der Schwerkraftabschaltung Einsparungen in Milliardenhöhe. »Für finanziell schlechter gestellte Menschen wird für einen Ausgleich gesorgt werden«, so ein Sprecher des Naturkräfteministeriums: »Wer sich keinen eigenen Schwerkraftgenerator leisten kann, wird auch in Zukunft allenfalls ein Viertel seiner Zeit ans Haus gefesselt sein.« Die Bundesregierung werde rechtzeitig eine reibungslose Verteilung von Volksgeneratoren über die Arbeitsämter sicherstellen.

Hinter vorgehaltener Hand werden jedoch vor allem bei der Opposition erste Stimmen laut, die besagen, dass jemand, der sich unbedingt in den frühen Morgenstunden auf den Straßen herumtreiben will, seine Bodenhaftung unabhängig vom Einkommen selbst finanziere sollte.

»Soll sich der Steuerzahler jetzt auch noch darum kümmern, dass ein Besoffener nicht in den Sternenhimmel abdriftet, oder was?« So wird zumindest eine nicht näher identifizierte Quelle aus dem Ministerium für Naturkonstanten, Erdanziehungskontrolle und Raumsicherheit zitiert. Immerhin wurde in diesem Zusammenhang bestätigt, dass die Pläne für eine weitere Reduktion des Sauerstoffgehalts im Umkreis kommunaler Immobilien während der Oster- und Weihnachtsfeiertage endgültig vom Tisch sind.