Vorrede

Liebe Leserin,

Besorgt um unser Wohlsein, manchmal aber auch geradezu erbost über die mittlerweile doch allgemein bekannte Saumseeligkeit des Salbaders, fragst Du des Öfteren an, wie es denn stünde um unser Blättchen, und Du mahnst uns in mitunter barschem Ton, eine neue Ausgabe sei nun längst fällig. Ja doch! Fiele so ein neues Heft alle paar Monate vom Himmel uns in den Schoß, wir wollten es der Leserin bestimmt nicht vorenthalten. Aber ein Salbader fällt nicht, er ähnelt in seiner Seins-Verfasstheit, und damit auch in seinen gefühlten Eigenschaften eher einem Berg, der erklommen sein möchte. Harte Arbeit ist’s, die unsere Hefte hier wachsen lässt; aber, wer will denn schon noch protestantisch hart arbeiten, gerade dort, wo um jede Ecke ein schnafter Event oder eine unpopelige Party lockt? Auch die (prekariatsverdächige) Bohème darf sich hie und da was schä’m. Oder auch: Wären wir ohne Sünde, wir bewürfen Dich liebend gern mit ersten Steinen.

Andere, der Subspezies der so genannten neuen Leserinnenschichten angehörige Exemplare von Dir, äußern sich mitunter auch weitaus rabiater und schleudern uns ohne Scham ihre wohlfeilen Fragen ins Gesicht: Fragen, wie es denn angehen könne, dass der Salbader, wenn er schon so selten erscheine, nicht wenigstens pro neuem Heft auch einen neuen Megatrend entdecke und diesen dann genüsslich medienmäßig ausschlachte, bzw. erst mal auf die Landkarte setze? Wir beim Salbader würden unsere Opinion-Leader-Rolle als Underground-Spürnasen für angesagte Hipness und Szene-Coolitäten hier gar zu leichtfertig verspielen. Warum wir, wiewohl in Berlin beheimatet, so unverschämt ignorant uns der tollen Event-Landschaft dieser »sexy Metropole der Moden« gegenüber verhalten? Ob wir hier gar klammheimlich am Altwerden seien?

Je nun, Arbeit ist Arbeit und Schnaps ist Schnaps, hört man auf den Redaktionsfluren munkeln; und eins von den beiden macht eindeutig den dickeren Kopf.

Viel Freude beim Lesen wünscht die Redaktion