Horst Evers: Ein Beitrag zur Besinnlichkeit

Dienstagmorgen, 6 Uhr 13. Das Telefon klingelte. Ich schreckte auf und versuchte, mich so freundlich, wie ich um diese Zeit nur kann, zu melden:

»Bäärrrhh?«

»Hallo Horst, hier ist Peter. Ich wollt nur mal fragen, was machst du eigentlich Weihnachten?«

Ich legte auf. Peter ist ein Arsch. Anrufe dieser Art bekam ich im letzten Jahr ständig von Peter. Seit er wusste, dass er über Weihnachten nach Ägypten fliegen würde, verbrachte er seine Vormittage damit, alle seine Freunde anzurufen, um sie zu fragen, was sie denn Weihnachten so machen.

Als er dann endlich weg war, hat er mich die Woche vor Weihnachten jeden Tag zweimal angerufen und auf den Beantworter gesprochen, wie toll alles in Ägypten sei und wie gut es ihm gehe. Das war hart. Heiligabend hab ich ihn mittags dann doch mal zurückgerufen, durch sein Handy kann man ihn ja jederzeit überall auf der Welt erreichen. Allerdings meldete sich auf der anderen Seite eine mir völlig unbekannte Stimme in einer Sprache, die ich als vermutlich ägyptisch einordnete. Ich wählte die Nummer nochmal, diesmal ganz sorgfältig, aber es meldete sich wieder dieselbe Stimme, die des vermutlich neuen Besitzers von Peters Handy.

Offensichtlich hatte Peter jetzt doch ein Problem in Ägypten. Ich rief bei seiner Telefongesellschaft an, um sein Gerät abzumelden, und war anständig verblüfft, wie einfach das ging. Nummer, Kundenname und eine kurze Beschreibung der Umstände reichten und das Taschentelefon war abgemeldet. Erstaunlich. Die nächsten Stunden verbrachte ich damit, die Handynummern von verschiedenen Maklern, Brokern und sonstigen Angehörigen zwiespältiger Berufsgruppen herauszufinden und deren Handys abzumelden. Das hat ziemlichen Spaß gemacht. Weihnachten kann auch wirklich ein Fest der Freude sein.