Vorwort

Liebe Lesegesellschaft,

neue Jahre kommen, alte Jahre gehen, der Salbader bleibt. Mit einem warmherzigen »long time, no see« begrüßt der chinesische Hollywoodnebendarsteller aus den 40er-Jahren näselnd die neue Ausgabe. Ein anderer Abonnent vermerkt dagegen lobend, es sei ja geradezu »kultig«, eine Zeitschrift zu beziehen, die allenfalls noch einmal pro Jahr erscheint. Andere schlagen vor, statt »Belehrung und Erbauung« hinfort doch lieber die Unterzeile »Jahrbuch der Berliner Lesebühnenliteratur« auf den Titel zu drucken. Sie alle haben ja so Recht.

Unrecht haben nur jene, die längere Fotostrecken im Heft vermissen mit mageren Models, Mode und ausgewählten Acessoires oder auch nur eine mehrseitige bunte Literaturnovitäten-Promotion, die wir für Sie in Zusammenarbeit mit einem namhaften Großverlagshaus gestaltet haben. Die allgemeine Verluderung des Print- und Pressewesens, die dahin geht, der werbetreibenden Industrie ein gefälliges Umfeld für ihre Anzeigen zu schaffen, macht der Salbader nicht mit. Unsere Geschichten sind die Message. Gelebtes Leben, also Schweiß, Blut und Tränen statt kümmerlichem content!

Andere Anfragen zum Themenspektrum betreffen den leidigen Umstand, dass manch ein Salbaderleser der Meinung ist, der Kauf des Hefts qualifiziere ihn auch automatisch zum Salbader-Autor: »Druckt mich endlich, ihr Säcke, oder ich kündige das Abo!« Auch solchen auf dem Literaturblatt-Markt längst üblich gewordenen Erpressungsversuchen unserer ansonsten immer hochgeschätzen Leserschaft widerstehen wir.

Dennoch, die Konkurrenz wächst. Hängt doch ein neuer Titel an den Kiosken, der uns die Krone streitig machen möchte: »Business Punk«. Natürlich haben wir uns auch das Blättchen angesehen. Vier-Farben-Hochglanz und wieder mal nix dahinter. Das ist alles ganz sicher schon geschmolzener Schnee vom letztem Winter, wenn der Salbader Nr. 41 dann endlich erscheint.

Viel Freude beim Lesen wünscht die Redaktion