Marcus Hammerschmitt: Funken

Wenn die Kinder schlafen, klingelt es an der Tür. Draußen steht der Mann mit der Melone. »Van der Graaf«, sagt er und fließt über die Schwelle wie ein Versicherungsvertreter. Er hat seinen Elektrisierapparat dabei. In der Küche baut er alles auf und gleich riecht es nach Ozon. »Man hat meine Erfindung missbraucht«, sagt er, während die Zahnräder und Transmissionsriemen in Schwung kommen. »Dabei ist sie ein magisch Ding.« Es beginnt zu knattern, deine Haare stellen sich auf, als hätten sie die ganze Zeit falsch gelegen und schickten sich erst jetzt in die natürliche Ordnung der Dinge – deine Kopfhaut schmerzt wohlig. »Nicht so laut«, sagst du mit belegter Stimme, die Zunge vertut sich an den Konsonanten. »Ein magisch Ding! Die Lautstärke ist kein Problem!« Von der silbernen Kugel des Generators gehen Blitze in alle Richtungen. Sie schlagen überall ein, auch in dir. Aber was ein furchtbarer Schmerz sein könnte, ist allenfalls ein angenehmes Rieseln. »Sehen Sie?«, sagt van der Graaf, die Melone lüftend wie zum Triumph, »sehen Sie, was ich meine?« Ein Lärm jetzt wie im Stahlwerk. »Was sollen nur die Nachbarn denken?«, fragst du dich, aber ernst ist es dir mit dieser Sorge nicht. Im Gegenteil, du drehst dich um, weil du die Kinder wecken willst. Ein solches Feuerwerk mitten im Jahr, das dürfen sie nicht verpassen. Aber sie stehen schon in der Küchentür. Wie schnell die Zeit war! Beide sind schon Mitte Zwanzig und haschen gelenkig nach den Blitzen, die etwa in ihre Richtung gehen.