Kvara Bistroj: Der Ausländer

Heute: Der Este

Der Este ist ein Nordosteuropäer mit vier Buchtaben. Klein aber fein ist seine Devise und so hat er sich in den letzten Jahren zum ziemlich coolen Kult-Balten gemausert (bauchnabelfrei im Sommer!). Ein echter urbaner Dienstleister vor dem Herrn, dem das Internet längst zweite Heimat und Tor zum Westen geworden ist. Der Este ist so »online« wie kaum ein anderer auf der Welt und im ewigen Dreikampf der Baltenzwergstaaten Estland, Lettland und Litauen will er natürlich unbedingt als erster in Europa angekommen sein. »Komm, mein Herz, komm endlich an« ist ein populäres Volkslied eines in den Wirren der Besetzung durch die Rote Armee unbekannt gefallenen Nationaldichters. Nach dem Fall des eisernen Vohangs entstand in Tallin und Umgebung aber auch verstärkt viel Popmusik und manche davon erfüllt jetzt schon die strenge EU-Norm von 2008.

Ja, das ehrwürdige Nord-Livland mopst und mausert sich. (Dank verstärkter Hundehaltung und des gestiegenen Ziervögelabsatzes.) Ein Land, das sich Esti Vabriik (statt Republik) nennt, das hat verstanden, wo jetzt der Hase langläuft. Kann man eine Einladung an die Industrie, sich dort endlich auch mal anzusiedeln, charmanter formulieren? Der Este ist noch längst nicht so reich wie der Luxemburger oder der Liechtensteiner, aber er leistet sich trotzdem schon eine eigene Sprache für seine grad mal 1,4 Millionen Einwohner. Und ein gutes Drittel von denen können die noch nicht mal sprechen. Wo im dünn besiedelten Flachland die Menschen fehlen, da wachsen dem Esten Bäume. Und das ist ja schließlich auch was. Der benachbarte rührseelige Finne kann davon mehr als ein Lied singen. Der Este hat außerdem 1520 Inseln und auch sonst viel Wasser, sowohl drum rum, als auch innen drin in seinem Land. Ein Wetter dazu hat er zwar auch noch, aber das ist, soweit man davon weiß, nicht ganz so gut.

Ja, ja, so ist er der Este.

Beim nächsten Mal: Der Sri Lanker