Vorrede

Liebe Leserin,

Briefe schreibst Du uns – die einen Redakteure rufen: »Schade, ach!«, die anderen: »Na Gottseidank!« – nur selten.

Beim ersten Mal, es muss Anfang der Fünfziger gewesen sein (des letzten Jahrhunderts, na logo, in diesem Jahrhundert gab es doch noch gar keine Fünfziger), da unterzog der alte (ergo: viel zu spät verstorbene) Salbaderseniorscheff in einem unverbindlichen Gedankenspiel die Idee des Genozids im Allgemeinen, ihre praktische Umsetzung in den Jahren 41-45 (des letzten Jahrhunderts, na logo, jetzt hör aber uff!) im Besonderen »unvoreingenommen und ganz wertneutral« einer eingehenden Prüfung. Resultat: empörte Leserinnenbriefe, brotkörbchenweise!

Beim zweiten Mal, Anfang der Siebziger (Wie bitte? Nichts? Ganz lieb!), auf den Fluren der Salbaderredaktion rumpelte mächtig die Geschlechtsverkehrsrevolte, da hievte der virile Juniorscheff (vulgo: Hirn im Sack) einen »spritzigen« Essay ins »Blatt«, in dem er zu bedenken gab, ob es nicht im Interesse auch und gerade der Kinder (mehr Taschengeld, dadurch größere ökonomische Unabhängigkeit etc.) liegen könnte, den einvernehmlichen Sexualkontakt zwischen Alt und Jung zu liberalisieren. Bald darauf erreichte uns die Postkarte einer erzürnten Leserin aus dem Westerwald.

Nun also (Mitte der Nuller Jahre, 21. Jahrhundert), wir zitieren, das da: »Wenn ich gewußt hätte, daß der Salbader nunmehr auch auf Neuschrieb umgestellt hat (und das, obwohl mensch von LiteratInnen doch mehr Sprachbewußtsein erwarten dürfte!)« und so gedankenpolizeikritisch (Neuschrieb!) weiter, und so verständigungslyrisch (mensch!) und deppenmajuskelgeschwängert (LiteratInnen!) fort.

Du kriegst die Thür nicht zu. Kiss doch our ß's!

Den andern viel Plaisier beim Lesen wünscht die Redaktion.