Robert Rescue: Inkasso

Robert Rescues Wohnhaus, außen, Nacht:

»Kann ich ihnen helfen?«

»Nein… nein, danke. Ich warte auf meinen Kollegen. Der hat da in der Hausnummer 8 einen Auftrag zu erledigen.«

»Einen Auftrag zu erledigen? Morgens um 3 Uhr? Wie Mechaniker der Berliner Wasserbetriebe sehen sie mir nicht aus.«

»Nee, sind wir auch nicht. Auch nicht BEWAG oder GASAG, wie die Leute immer mal vermuten. Wir sind Auftragskiller, Bert und ich. Bert macht gerade seine Arbeit und ich sehe zu, dass ihn dabei niemand stört.«

»Das heißt, es wäre nicht ratsam, das Haus zu betreten?«

»Och, wenn sie ins Vorderhaus wollen oder in den Seitenflügel, dann ist das kein Problem. Nur das Hinterhaus empfehle ich nicht. Dann werden Sie womöglich noch Zeuge und sie wissen ja, Zeuge von was zu sein kann einen manchmal in Gefahr bringen.«

»Ich verstehe. Zu wem wollen sie denn?«

»Moment, da muss ich in die Auftragsliste schauen. Falls sie denjenigen warnen wollen, dazu ist es jetzt zu spät. Bert ist bestimmt schon im Blutrausch. Er hat heute seinen Messertag. Ah ja, hier haben wir ihn – Robert Rescue. Kennen sie den oder sind sie es etwa selbst?«

»Nein, nein, ich kenne ihn nicht und bin es auch nicht. Sagen Sie, wäre es denn ratsam, einfach mal um den Block zu laufen?«

»Ja, das kann ich empfehlen. Bis sie wiederkommen, müssten wir fertig sein.«

»Eine Frage noch: warum wollen Sie diesen Robert Rescue ermorden?«

»Er hat, laut unseren Unterlagen, eine Inkassorechnung noch nicht bezahlt.«

»Etwa die von Heimann & Partner in Höhe von 25 Euro?«

»Ja, genau. Sie kennen ihn also doch.«

»Ja, ich gebe es zu. Ich habe mich mit ihm mal auf der Straße unterhalten. Er meinte, er hätte die vorgestern bezahlt.«

»Vorgestern, ja? Zu dumm aber auch. Meine Güte, wenn Bert jetzt … verdammter Mist, das passiert uns so oft …«

»Also, ich gehe dann jetzt mal um den Block, ja? Viel Erfolg und auf Nicht Wiedersehen.«

»Ja, vielen Dank. Tschüss.«

Robert Rescues Wohnhaus, außen, Nacht,
zwei Minuten später:

»Und, Bert, wie ist es gelaufen?«

»Fehlanzeige, er war nicht zu Hause. Komisch, die ganze Woche habe ich noch keinen angetroffen. Scheint fast so, als würden die vorher immer einen Wink kriegen.«

»Und was nun?«

»Ich habe den Zettel dran geklebt, dass wir morgen um 21 Uhr noch mal vorbeikommen.«

»Du, Bert, da war vorhin einer, der meinte, dieser Rescue hätte die Heimann & Partner-Rechnung vorgestern bezahlt.«

»Und woher will der das wissen, hä?«

»Er meinte, er hätte sich mit Rescue auf der Straße unterhalten.«

»Ach ja? Hannes, du bist echt ein Vollidiot. Auf der Straße unterhält man sich über Gott und die Welt, über neue Partnerschaften oder Jobs, über Sport oder lästert über gemeinsame Bekannte, aber man unterhält sich nicht darüber, ob man Rechnungen bezahlt hat oder nicht.«

»Also auf mich machte er einen glaubwürdigen Eindruck.«

»Hast du ihn nach seinem Namen gefragt?«

»Ich habe ihn gefragt, ob er Robert Rescue ist.«

»Und was hat er, bitte schön, geantwortet?«

»Dass er es nicht ist, aber ihn auf der Straße kennengelernt hat, wo sie dann über Rechnungen gesprochen haben.«

»Laß mich raten, okay? Bevor du ihn gefragt hast, hast du erzählt, dass wir Auftragskiller sind, nicht wahr?«

»Ja.«

»Volltrottel.«

»Finde ich nicht. Und was machen wir jetzt?«

»Jetzt fahren wir ins Büro. Ich muss erst mal einen Kaffee trinken und ne Line ziehen.«

»Und ich checke mal, ob er die Heimann & Partner-Rechnung tatsächlich schon bezahlt hat.«

»Ich fahre trotzdem morgen noch mal hierher.«

»Auch wenn es keinen Grund mehr gibt?«

»Auch dann.«

»Und wenn er nicht da ist?«

»Dann übermorgen.«

»Vielleicht solltest du mal keinen Benachrichtigungszettel an die Tür kleben?«

»Halt die Klappe, Hannes, das ist Pflicht. Und jetzt fahr endlich los.«